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Aus Aufzeichnungen des ehem. Oberlehrers der Schule Brunn A. Fritz Kindler

Zur Geschichte

der Brunner

Windmühle 

 

windmuehle
 

 

Die Brunner Windmühle, ein altes Wahrzeichen hiesiger Gegend und die letzte ihrer Art, ist seit gestern, 19. Dez. 1907, aus dem Gelände verschwunden.

Auch sie ist der Zeit zum Opfer gefallen und hat vor der modernen Produktion weichen müssen. Seit einigen Jahren bereits war der Betrieb in ihr eingestellt; in den letzten Tagen ist sie abgetragen worden, weil man befürchtet hatte, daß sie bei stürmischem Wetter gestürzt werden und im Fallen die nahe dabei stehende alte Windmüllerbehausung und deren Bewohner verhängnisvoll hätte werden können. Die Brunner Windmühle führte ihr Alter laut in dem Balkenwerk vorhanden gewesenen eingemeißelten Inschriften bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Sie hat also nahezu 2oo Jahre hindurch auf ihrem hochgelegenen Standorte gestanden und, ihre mächtigen Flügel schlagend, weit hinaus in die Lande gegrüßt.Weit von den Höhen des Erzgebirges, des Zwickauer Kohlenfeldgaues, der Hohenstein-Ernstthaler Berggelände und vom Pleißner- und Altenburger Land herauf zu sehen war und hat die Aufmerksamkeit der an ihr vorübereilenden Eisenbahnreisenden auf große Entfernungen hin schon auf sich gelenkt. Ihr letzter Besitzer war Louis Waldenburger, der vor zwei Jahren starb. Seit seinem Ableben ruhte der Betrieb. In den letzten Tagen ist die Mühle von Herrn Zimmermeister Fr. Junghanß hier, der die wertvolleren Holzbestandteile käuflich erwarb,- es war viel Eichenholz darin verwendet,- abgetragen worden, was trotz des hohen Alters dieses hölzernen Mühlenwerkes noch ein derbes Stück Arbeit erfordert hat. Das alte traute Wahrzeichen der Gegend ist durch Herrn Feodor Rehbach hier im. Bilde festgehalten worden und in verschiedenen naturgetreuen Ausgaben käuflich zu haben.

Brunn,d. 21. Dez.: Zur Geschichte der Brunner Windmühle, über die wir in voriger Nr, bereits berichtet haben, sei folgendes noch nacbzutragen.Die Mühle stammte aus dem Jahre 1720, wie eine in dem sogen. „Mehlbaum"; dem innersten 5 m langen u.1m im Durchmesser haltenden Kern der Mühle enthalten gewesene, eingegrabene Jahreszahl erwies. muehle.jpg (15585 Byte)

In den letzten Jahrzenten ihres Bestehens haben die Besitzer rasch gewechselt. Allein in der Zeit von 1870-74 werden nach einander Starke, Künzel, Bagehorn, Fr.Seidel und Waldenburger als Brunner Windmüller genannt. Meist waren es kärgliche Erträgnisse, die sie abwarf und die ersten drei gingen darin wirtschaftlich zu Grunde. Seidel besaß die Mühle nur 2 Jahre und trat die Mühle 1874 an Louis Waldenburger aus Wintersdorf b/Altenburg ab, der sie von da ab bis zu seinem im Jahre 1903 erfolgten Tode betrieb. Auch unter seiner Bewirtschaftung ging die Rente fortgesetzt zurück, da die Bauern immer mehr sich gewöhnten, ihr Getreide statt auf die Mühle, zum Bäcker zu fahren u. dafür Brot einzuhandeln. Auch das Schrotmahlen fürs Rittergut ging infolge der Einführung anderer Futtermittel immer mehr zurück. Dazu kamen die für Windmühlenbetrieb besonders störenden gesetzlichen Ruhebestimmungen.

So hatte mit dem Tode Waldenburgers auch die alte Mühle ihr Schicksal besiegelt. Sie stand seitdem unbenutzt und mußte, weil sie eine Gefahr für ihre Umgebung wurde, nunmehr beseitigt werden. Das an der Abbruchstelle aufbereitete reiche Holzmaterial, darunter viel gutes kernfestes Eichenholz, soll an Ort und Stelle an Interessenten freihändig verkauft werden.

Am 2. Juni 1889 bei den schweren Gewittern, die damals in unserer Gegend so arg hausten, war auch die Windmühle in Gefahr, durch Blitzschlag. eingeäschert zu werden. Der Strahl der auf die Mühle fiel, hatte damals die ganze hintere Seite derselben fortgerissen und den Besitzer Waldenburger, der nicht weit davon gestanden hatte, betäubt zu Boden geworfen; von da ab krankte der Mann.

Die früher noch bestehende Schwesternmühle auf dem Kirchberg zu Fraureuth ist im Jahre 1904 niedergebrannt und nachher nicht wieder aufgebant worden.

Aus Aufzeichnungen des ehem. Oberlehrers der Schule Brunn A. Fritz Kindler

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